Put The Freaks Up Front

Es ist nach über einem Jahr auf dieser Seite Zeit, dass ich mich ein bisschen besser vorstelle. Sonst werd ich in Zukunft gewisse Posts nicht mehr rechtfertigen können.

Es ist nach über einem Jahr auf dieser Seite Zeit, dass ich mich ein bisschen besser vorstelle. Sonst werd ich in Zukunft gewisse Posts nicht mehr rechtfertigen können.

Freaky D’Allessio ist ein bedauernswerter toter Junge, der ein paar kleine Erwähnungen im Roman “Todesmarsch” von Richard Bachman (a.k.a. Stephen King), erhält. Dieser Junge und vorallem sein Name haben mich seit diesem Buch nie mehr ganz losgelassen. 

»Not that his real Name had been Freaky, his real name was George, but all the kids in the neighborhood called him Freaky because his eyes didn’t quite jibe…» 1

Willkommen auf Let it out, D’Allessio. Schön, bist du da. 

Nicht, dass ich wirklich Freaky heissen würde. Ich heisse Sabina. Meine Augen sind scharf und niemand aus meinem Umfeld würde mich je einen Freak nennen. Ich bin auch keiner. Ich bin Freaky und ich habe einige Schwierigkeiten.
Ich wusste im Dezember 2013 nicht genau, was das hier wird. Ich wusste nur, dass es Zeit ist. 

Drei Sachen vorweg: 
Erstens, mein Kopf ist beinahe immer mindestens zwiegespalten. Ich bin kein einfacher Mensch, weder für mich selbst, noch für andere. Solange man mir aber nicht zu nahe kommt, wird man es nicht merken. Da braucht man sich keine Sorgen und schon gar keine Hoffnungen zu machen.

Zweitens, Let it out, D’Allessio muss ich mit Abstand und in einem ganz bestimmten Stil führen können. Das ist keine persönliche Seite über mich. Es ist eine persönliche Seite von mir. 
Das folgende ist mir wichtig zu schreiben. Es ist der Grund, die Motivation der ganzen Sache. Und ein paar präzise und ich denke, aufrichtige Informationen über mich.

Drittens, ich fühl mich seit drei Tagen wie Jack Torrance 2. Ohne Axt halt. Und ohne Schnee. Und ohne Frau. Und ohne Kind. Und ohne Hotel. Und ohne Geheimratsecken. Aber sonst, Jack Torrance, volle Pulle!

Viertens (war ja klar), ich will diesen Text nicht durch mein Äusseres zerstreuen. Deshalb möcht ich das Gesicht erst zum Schluss ins Spiel bringen.

Fünftens, mit einer Zahl gekennzeichnete Sachen sind entweder stolz geklaut oder gekürzt und werden ganz unten nochmals aufgegriffen. NACH dem Gesicht!     

Alles noch löcke? 

Schreiben tut mir gut. Ich habe, nachdem mich mit Vierzehn eine Kritik vom Autor Hans Boesch 3 für mein erstes “Buch” dermassen beleidigt hat, jedoch nie wieder richtig schreiben mögen. Ich hab dann dafür aus Trotz (nie wieder geschrieben), dieses Kioskbuch von Boesch (Der Kiosk, 1978), nie gelesen und werd’s auch nie tun. Da!

Dramatisch, fordernd, launisch oder ängstlich manchmal? Ja, schon. Im Grunde jedoch recht unkompliziert und für einige wohl ein spannender und wertvoller Umgang. 
In etwa 10 Prozent aber, da spriessen die Komplikationen in mir wie prall gefüllte Pusteln auf einem streusligen Teenager. Bereit, sich bei der kleinsten Berührung wüst zu entzünden. Je näher mir jemand kommt, desto komplizierter wirds in mir. Arschlöcher, ahoi! 
Ich habe scheinbar ein tiefes Bedürfnis nach Nähe. Gleichzeitig ein sehr starkes Bedürfnis nach Freiheit. Schreckliche Angst, dass es ZU nahe wird. Langweilig wird. Zuende geht. Ich selbst finde mein Liebesbedürfnis völlig inakzeptabel. Ein Teil von mir will gewollt werden und der andere Teil will verlassen werden. Je stärker ich zu Nähe fähig bin, desto wilder wird die andere Seite und umgekehrt. Ich befinde mich also in einer ungesunden, ständig zweifelnden Mitte und sabotiere, erst blind und unbewusst, dann panisch und unglücklich, hin und her.

Eine unverzichtbare Hauptbeschäftigung von mir ist abzuwiegen, wer was und wieviel von mir kriegt. Ich überleg mir oft, wie Leute mich wahrnehmen. Weil ich den meisten meiner Mitmenschen ein ziemlich komplexes Gemisch von meiner Persönlichkeit serviere, dem zeitweise nicht mal ich mehr nachkomme. Dieses Gemisch und seine möglichen Wirkungen versuche ich dann in Wahrheiten zu zerlegen. Meist wird’s so zu Matsch und Brei, durch den ich mich, manchmal tagelang, wühlen möchte. 
Bemerkenswert ist deshalb, wie viele Menschen diesen Cocktail scheinbar anziehend finden und mir weit näher kommen wollen, als mir noch geheuer wär. Was ich dann aber wieder besonders gut kann, ist, mir Leute vom Hals zu halten. Ich kann sehr leicht nein sagen. Ich liebe nein. Nein ist Macht! Nein, jetzt wirklich. Nein hat schon was… Viele Leute erwarten einfach keins…und nur schon deshalb… Ja, isch guet. Ich seh das Problem. Ich nehm die Sache aber ernst genug und kann auch zugeben, mich manchmal genau über diese Tragik amüsieren zu wollen. Zu müssen.

Auch wenn ich in meiner Freizeit Gesellschaft manchmal liebe, ich wähle oft dagegen.
Zeit nur mit mir, diese auch gern unter Leuten, ist mir fast die liebste. Und wer meine Neins dazu nicht versteht, ist sofort draussen. 
Andererseits wusste ich bereits als Kind nicht mehr, wo bei mir die Grenze zwischen, nicht mitmachen wollen, und nicht mitmachen können, war. Früh hab ich in mir tiefe Löcher gegraben und Sachen dort versteckt. Mit viel Konzentration und meinem ganzen Willen könnte ich die versteckten Sachen sehen, da bin ich mir heute sicher. Ich hab aber dermassen den Terror davor, dass ich auch heute noch lieber einmal mehr den falschen (sicheren), Schluss ziehe, als meiner wohl grössten Angst in die Augen zu sehen. 
Ein solcher ängstlicher Schluss kann manchmal gleich die nächsten zehn auslösen. Und während einer Serie solcher Schlüsse bin ich dann überhaupt nicht mehr in der Lage mitzumachen. Nicht mehr in der Lage, am Leben 4 teilzunehmen. Und manchmal wird’s deshalb schwarz in mir. Sehr schwarz und sehr unruhig. 

Die Erkenntnis, dass man selbst manchmal nicht ganz richtig ist oder nicht richtig handeln kann/will, ist hart, aber man gewöhnt sich irgendwie dran. Dass dich aber kein Mensch retten wird, ausser du selbst, ist knüppelhart und kommt irgendwann so plötzlich wie ein Kopfschuss. Für mich war es eine der brutalsten und mächtigsten Erkenntnisse, die ich bis jetzt in meinem Leben machen durfte und eigentlich hab ich’s noch immer nicht ganz geschluckt.
Ich will den Freak in mir nicht abtöten. Ich hätt’s doch sonst schon längst getan. Zu wichtig ist er für mich. Manchmal geht’s mir gar nicht gut wegen ihm, aber genauso bin ich dank ihm zu vielen Dingen fähig und richtig gut darin. 
Zum Leben ist’s verdammt nochmal zu kalt, zu einsam im Keller. Für Verhandlungen zu eng. Um einander zu sehen, zu dunkel. Ich hab aufgehört, oft zu ihm runterzusteigen, denn es endet meist in schwarz. Um richtig gut sein zu können, brauch ich den Freak hier oben. Am Licht. Und an der Wärme, mann!

Wirklich nicht aus Trotz mach ich Dinge oft gern etwas anders als empfohlen, sondern weil es tausend Wege gibt und ich nichts als meinen gehen möchte. Viel Lust an sich selbst und Geduld sind dabei gute Voraussetzungen. Das eine hab ich fast zuviel, das andere hatte ich nie. Obwohl ich diese Geduldsache kürzlich ein paarmal ausprobiert habe. No risk – no fun, right? War mir eine überraschend gediegene Sache. Ich mags. Sehr!

Herr Boesch hat damals in meiner Geschichte zu lange Sätze und einen Todeswunsch rausgelesen. Ich mag noch immer zu lange Sätze. Genauso wie ich zu kurze mag.
Meine kleine Szenerie war um diesen Traum aufgebaut. Um diesen einen und ständig wiederkehrenden Traum. Um den einzig schönen… Ja das, und nur das, schreib ich hier mit Selbstmitleid. Und zwar straight. Es ging um den einzigen schönen Traum, den ich in meinem Leben geträumt hab. Bis heute. Und in einem schönen Traum springt man nicht um zu sterben. Man springt, um frei zu sein.
Man mag mit vielem durchkommen. Seinen Rucksack im vollen Pendlerzug blödsinnig auf dem Nebensitz platzieren zum Beispiel. Oder seine Hose bereits fünf Meter vor dem öffentlichen Klo aufschränzen. Es gut mit einem Teenager meinen gehört aber definitiv nicht dazu.

Mein Leben ist ein schönes und ein reiches und ich bin ihm bis heute immer wieder schwach geworden.
Die Natur macht mir Freude… Essen… Licht…  Musik… Farben und Formen… Absurder Humor… Respektvolle, heftige Diskussonen… dem bodenlosen Blödsinn verfallen… Ein Rausch… freundliche Frauen… Die Sprache… Aufmerksame Menschen… Geistige und körperliche Bewegung… Meine Freunde… Fluchen… Lederwaren… Rüebli… Männer… 
Und naja, Beauty und auch Fashion Zeugs… Was man auf dieser Seite auch anständig mitbekommen wird. Soviel muss klar sein.

Manchmal quillt mir vor lauter Shit in meinem Kopf fast mein Hirn zu den Ohren raus. Statt die Ohren zuzuhalten, lass ich hier raus.

Ja, es mussten so viele sein. Alles andere wäre hier nicht das Richtige gewesen.

Statt gegen mich, für mich zu kämpfen ist eine relativ neue Sache und liodallessio ist ein Teil davon.
Aus reiner und mit fiebriger Freude möcht ich hier weitermachen. Ich würd für’s Leben gern wissen, zu was es sich formt. 

Das hier ist mein Platz, mein Laden. Und er schwebt leise draussen im Netz. Für mich und für jeden. Wenn du also auf liodallessio liest und wenn du gerne hier gerne liest, so möchte ich mir jetzt eine grosse Bitte leisten. 
Sag’s weiter. 

Danke ❤️


Titel Put The Freaks Up Front – dEUS, The Ideal Crash, 1999
1 Aus ‘The Long Walk’ (‘Todesmarsch’) von Richard Bachman, 1979
2 den Nicholson/Kubrick Torrance. Aber wem sag ich das.
Mein Vater war bekannt mit Herrn Boesch (1926-2003) und hat ihm damals meine Geschichte zum lesen gegeben. Sicher auch noch stolz 🙂
4 abgesehen von meiner Arbeit


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