SCHMINKEN

Vielleicht interessiert mich dieses ganze Beauty-Zeugs irgendwann auch plötzlich nicht mehr und ich widme mich einmal mit ungeschminkter Haut und pferdeschwanzigem Haar dem…pff…Hundesport.

Du schminkst dich?
Diese Frage hab ich schon des Öfteren von leicht verwunderten Menschen gestellt bekommen, während sie dabei flink und unauffällig (das funktioniert nicht, Leute), mein Gesicht musterten.
Mit Menschen mein ich vorallem Männer und 98-Jährige Grossmütter (wobei ich nicht ohne Stolz sagen möchte, dass meine Grossmutter eigentlich noch sehr gut sieht. Überhaupt kann sie noch alles sehr gut. Aber trotzdem.)

Eine andere häufig gestellte Frage ist folgende:
„Was hast du da drin (im Badezimmer natürlich), gerade so lange gemacht?“
Ich bin überzeugt, die am wenigsten verstörende Antwort in diesem Fall wäre tatsächlich, „Ich war grad scheissen“ und (vorsicht, Reim), das will was heissen! 

Meine Lieben!
Ja, ich schminke mich.
So gut wie täglich.
Seit ich 15 bin. 

Früher gewiss etwas weniger geschickt, heute wohl ein bisschen gekonnter. Aber immer, immer mit Leidenschaft. Und nie, nie mit Zwang oder Stress. Stress mich am Morgen (oder überhaupt), im Badezimmer und ich werd vermutlich nicht drum herumkommen, deine Mutter zu beleidigen! So siehts aus.

Ich nehm mir unter der Woche je 1,5 Stunden (um 7:00 Uhr geh ich aus dem Haus), für meine Aufsteh-Routine. Warum? Weil ich’s kann. (ICHBRAUCHSICHBRAUCHS)

Ich fühl mich dabei weiblich und schön und gut gelaunt und zufrieden und saftig und vorallem entspannt. 
Mich zu schminken gehört für mich zum Anziehen. Ich fühl mich ungeschminkt etwas nackt. Schön (wenn auch meistens eine Spur weniger optimal als geschminkt, das geb ich zu), aber nackt. Nackt zu sein ist manchmal schon ziemlich gut, aber so möchte ich doch eher selten aus dem Haus. Also zieh ich täglich mein leichtes und frisches Schminkkleidchen an und fühl mich sexy und bereit, wenn ich das Haus verlasse.
Die anderen Pendler im Zug denken vermutlich, ui, da ist aber eine aus dem Bett gefallen mit diesen Haaren und ungeschminkt ist sie auch noch. Und kann ihr nicht mal jemand neue Schuhe kaufen!? Ich aber fühl mich wie eine pralle kleine Aprikose.
(Keine Sorge, es gibt auch manchmal die mürrischen „Ich bin schon vor dem ersten Kaffee grundlos auf Zack und würd mich am liebsten, kaum bin ich aus dem Haus, mit dem Erstbesten prügeln, der blöd schaut. Was er natürlich gar nicht wirklich tut, aber er soll nur, ER SOLL NUUURRRR“ – Morgen, an denen ich mich dann eher fühle wie ein vertrocknetes Weggli, an dem schon ein kranker Hund rumgeleckt hat)

Wer schon jemals der britischen Make-up Artistin Lisa Eldridge beim Schminken zugesehen hat, begreift vielleicht, wovon ich rede. Ach Lisa! Die schminkt sich nicht. Die verwöhnt sich, die pflegt sich fast, die geniesst. Konzentriert zwar und meisterhaft, aber mit einer irgendwie total schönen Schminkkultur. Sie hat einen Blog lisaeldridge.com, auf dem ich nie war, weil ich finde, dieser Frau muss man zusehen, zuhören. Deshalb ein Link zu einem meiner Lieblingsvideos von ihr.

Ich lass bei meiner Schminkroutine, und das ist vielleicht wichtig zu wissen, zwei entscheidende Dinge weg. Das Erste ist für viele Frauen DAS Must-have überhaupt…
Die Mascara. Nein. Mag ich nicht. Ich besteh mit Mascara nur noch aus Augen. Und ich fühl mich so elend geschminkt 🙂 Ganz keine benutze ich dann doch wieder nicht. Ich nehm eine durchsichtige. What’s the point? Gibt keinen zusätzlichen Ausdruck, aber Definition. Ich bin ein Freak, ist schon klar. Aber darum gehts ja.
Ausserdem besitze ich so ein Mascara Pröbchen von YSL. DAS RIECHT SO GUUUT! Wenn Mascara, ich schwör, dann von Yves Saint Laurent. Wenn ich mich dann also mal krass ins Zeug legen will, wird’s erst richtig spassig. „Man“ geht dann natürlich nicht einfach mit der Mascarabürste an die Wimpern, nein, man schraubt den Deckel ab und zieht langsam die Bürste raus (hmm…dieser Ton, dieses Gefühl – fragt nicht!) und dann riecht man erstmal ausgiebig an der Bürste (leicht ausgetrocknet sollen die YSL-Dinger ja eh erst zu ihrer Höchstform auflaufen) und dann tut man vorsichtig etwas von der Tusche auf einen Eyelinerpinsel und malt damit gezielt einzelne Wimpern an. Die Äusseren meistens. UND JA NICHT ZUVIEL MEIN GOTT, SONST SCHMINK ICH MICH SOFORT WIEDER AB! Nervenkitzel pur.

Die andere Sache ist Foundation. Ich conceale zwar, aber ich grundiere nicht. Zu geschminkt.
Wer mich kennt, hat es kommen sehen, ein bisschen Nacktheit muss halt eben doch sein. 
Dafür bin ich eine von denen, die mehrmals am Tag ihren Lippenstift nachziehen.

Meine liebsten Schminksachen sind (ach, ist das herzig!), Lippenstift, Blush, Lidschatten, Bronzer. In dieser Reihenfolge. Ich benutze sie gern. Ich les gern drüber. Ich red gern drüber. Ich schau sie mir gern an. Ich kaufe sie mir gern.
Mein Herz beginnt irgendwie schneller zu schlagen, wenn ich über Make-Up nachdenke. Ich weiss nicht wirklich woher das kommt, aber es gehört zu mir. Ich find Schminken toll!
Vielleicht interessiert mich dieses ganze Beauty-Zeugs irgendwann auch plötzlich nicht mehr und ich widme mich einmal mit ungeschminkter Haut und pferdeschwanzigem Haar dem…pff…Hundesport. Weiss es der Teufel. 

Abschliessend möchte ich mich eigentlich noch dafür entschuldigen, dass ich den Ausdruck „scheissen“ und „Lisa Eldrigde“ im selben Text verwendet habe. Ich finde das selbst nicht richtig. Aber was raus muss, muss raus.

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